Melancholie unter Palmen

Habe mich mit einer meiner neuen Mentorfiguren nachtens auf ein Glas (OK, eine Flasche) Wein getroffen. Es war sehr schön. Wir haben über die Liebe und das Leben geredet. Sie ist die erste seit etlichen Jahren, der ich von meiner eigenen Liebesgeschichte (or lack thereof) erzählt habe.

Eigentlich würde ich derzeit mit ihr zusammenarbeiten. Aber sie ist seit etlichen Wochen und noch für den Rest des Jahres krankgestellt. Sie hat Multiple Sklerose. Schon seit 20 Jahren, wie sie mir erzählt hat. Sie ist ein positiver Mensch, aber im Grunde fragt sie sich schon auch, warum sie so viele dieser schlimmen Krankheiten bekommt. Als ich dann so gegen 11 Uhr abends mit ihr Wein trank und schon ziemlich betrunken war, wurden ihre Augen feucht. Aber ich war es, dem eine Träne runterkullerte.

Ich weiß nicht, ob andere Menschen das verstehen können. Aber für mich war das ein wunderwunderschöner Moment.

Gestern hatte ich geträumt, dass meine Arbeitskollegin einen Bestseller geschrieben hatte (gemeinsam mit ihrem Ehemann). In dem Roman ging es darum, dass Gott eine der Pyramiden in Ägypten genommen hat und sie auf eine der anderen kopfüber draufgeworfen hat. Dieses für die Welt unerklärliche Phänomen hat zig Todesopfer gefordert, hat aber auch eine globale Glaubensfrage ausgelöst.

Was den Hauptteil des Romans ausgelöst hat, weiß ich leider nicht mehr. Das Ende war jedoch so, dass der männliche Protagonist irgendwie lebendig begraben war und sich dann durch die Erde und Leichenteile durch- und ausgegraben hat. Eine weitere Arbeitskollegin von uns saß dann in unserem Büro und beklagte sich, dass ihr der Teil zu grauslich war. Aber die Autorin erklärte fachkundig, dass dies die Reise zurück aus der Unterwelt darstelle. Ich zeigte mich beeindruckt von der literarischen Qualität des Buchs, während die andere Kollegin dabei blieb, dass es ihr zu grauslich war.

Dann bin ich aufgewacht.

Heut Abend hab ich nach der Ballett-Stunde dieses eine Mädchen angesprochen, das immer den gleichen Bus nimmt wie ich. Sie hatte zwar Ohrenstöpstel drin, aber ich nahm all meinen Mut zusammen und sagte: Hey! Du gehst doch mit mir Ballett, oder? Zuerst wusste sie gar nicht, was sie sagen soll, und ich dachte schon, irgendwas hab ich falsch gemacht. Als ich dann aber fragte, wie sie unseren Lehrer fand, war der Damm dann aber schnell durchbrochen. Wir redeten ganz nett fünf Minuten lang noch im Bus, bis sie aussteigen musste. Wie heißt du, fragte ich sie zwischen Tür und Angel. Joana, sagt sie, und sie lächelt mich an (!!!). Ich bin HerzTieger, sag ich, und seh sie den Bus verlassen.

Vor einem Jahr hatte sich meine Ex bei mir gemeldet und wollte sich mal wieder mit ihr treffen. Ich hab das damals abgelehnt, weil ich in einem beruflichen und persönlichen Tief war und es ihr unter keinen Umständen gönnen wollte, besser abgeschnitten zu haben als ich. Damals sagte ich auf die Frage, ob wir uns treffen wollen: "Nicht in diesem Jahr", sondern verschob es aufs nächste. Ein mutiges Versprechen, musste ich doch in dem einen Jahr ordentlich was reißen, um bei einem etwaigen Treffen nicht unterzugehen.

Nun, ein Jahr später, habe ich zum Glück einiges gerissen.

Und heute hat sie sich gemeldet. Sie hat angebissen. Und wir treffen uns zur Weihnachtszeit auf ein Bier. Sie meinte, dass dieses Mal meine Hand nicht unter ihren Rock wandern wird. Hmmm. Wenn wir uns sehr gut verstehen, mal schauen, wie sie das dann sehen wird.

Habe geträumt, dass Perez aktuell noch Force India fährt und in seinem rosa Boliden auf Platz 2 in Brasilien liegt und dann durch ein spektakuläres Überholmanöver die Führung übernimmt und dann das Rennen gewinnt.

Diese Lethargie, ich verstehe sie nicht.
Es gibt ungefähr 3 Mädels und 3 Freunde, mit denen ich mal gemeinsam was machen will, und letztens hatten sie keine Zeit - und doch schaff ich es teilweise wochenlang nicht, sie zu kontaktieren.
Weil ich nicht genau weiß, was ich mit ihnen tun will.
Ich würde gerne bei anderen Freunden mitkommen.
Aber selber eine Tanznacht organisieren, das kann ich nicht und lerne ich auch nicht, weil ich es nicht versuche.
So dumm.
Und trotzdem bin ich so.
Leider so dumm.

Es wird kalt draußen.
Ich hasse es kalt.
Ich mag es warm.
Ich sitze unter meiner Decke.
Ich mag es warm.