Mittwoch, 12. August 2015
Ankunft
Es ist merkwürdig – ich war nie nervös oder aufgeregt. So ruhig und gelassen habe ich noch nie ein solch großes Unterfangen ins große unbekannte Land genommen. Aber auf Los Angeles war ich absolut vorbereitet, nicht nur organisatorisch, sondern vor allem mental. Und so fühlte ich mich zwar leicht paranoid wie immer, was den etwaigen Verlust meines Passes oder die Gültigkeit meiner Flugtickets anbelangte, aber ansonsten einfach unwahrscheinlich cool.

Vielleicht ist es auch eine Gefühlskälte, die mich da gepackt hatte – auch die Vorfreude war nicht sonderlich groß. Sie war nicht getrübt, sondern einfach kaum vorhanden – und das, obwohl ich so so viel geschuftet habe, so lange gespart, und auch einiges aufgegeben, um mir den Traum von Los Angeles zu ermöglichen.

Statt Freude, Wehmut oder Nervosität zu verspüren, blickte ich also kühl meiner Zukunft entgegen. Es fühlte sich definitiv wie Schicksal an – nicht in jenem herkömmlichen Sinne, dass es immer schon unausweichlich war, sondern laut meinem Verständnis: Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde meine Reise unausweichlich, und von da an gab es kein Zurück mehr. So wurde die Zukunft zu einer unausweichlichen Kraft, und anstatt mich dagegen zu stemmen, ließ ich mich mittreiben. Ich bin bekannt dafür, meine Loyalitäten so zu stecken, wie der Wind halt weht, und so bin ich auch hier sehr gewillt, mit dem Strom zu schwimmen.

Und auch als ich angekommen war, von meinem Kollegen am Flughafen abgeholt wurde und wir gemeinsam mit Sonnenbrillen bewaffnet der kalifornischen Abenddämmerung im Stau entgegenkrebsten, blieb ich viel zu gelassen. Es war der Moment eines Triumpfs, wie ich ihn noch selten in meinem Leben erleben durfte: der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, mehr noch, eines gänzlich neuen Lebens – neues Land, neuer Job, neue Freunde, neues Glück.

Die Lautsprecher des Autos waren mehr als brauchbar, als mein Kollege „Creep in a T-shirt“ von Portugal the Man auflegte, und ich endlich mein Glück zu realisieren begann. Irgendwie war es mir vorher schon klar, aber in diesem Moment wurde es mir erst wirklich bewusst, was es bedeuten würde: alles wird gut werden. Dieses Jahr wird wunderschön (weil ich es mir machen werde), ich werde viel dazu lernen, und wenn ich zurückkehre, dann als so viel besserer Mensch, dass ich auch daheim glücklich werden kann.

Alles, was ich jetzt noch tun muss, ist, mir die schönste, lehrreichste und vor allem ereignisreichste Zeit meines Lebens zu machen. Einerseits kein Kinderspiel, aber andererseits… andererseits ist es mein Schicksal.

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