Freitag, 14. August 2015
Das erste Auto
Wer in LA lebt, muss ein Auto haben. Und so habe nun auch ich, ewiger Verfechter der öffentlichen Verkehrsmittel, mir erstmals ein Auto kaufen müssen. Das war zuerst mal eine Herausforderung: Kaufvertrag und Versicherung abschließen in einem fremden Land, noch dazu das Fahren in einer Großstadt lernen...

Nach zwei Wochen habe ich mich aber schon an den american way of life angepasst - ohne Auto kann ich mir das Leben in LA nicht (mehr?) vorstellen. Ich habe gelernt, es nicht als notwendiges Übel zu sehen, sondern als befreiendes Bewegungsmittel. Es kostet mich zwar rund 150 Dollar im Monat (Versicherung und Sprit), aber das ist es mir wert - mein Auto macht mich glücklich.

Langsam lerne ich auch, die kalifornischen Straßen zu navigieren. Die Straßen sind breit, die Schilder viel und doch nicht sehr hilfreich, die Abbiegemöglichkeiten nur sehr kurz, die Verkehrsteilnehmer teilweise aggressiv, deren Autos deutlich antriebsstärker als meines - aber alles eine Sache der Gewohnheit. Einfach ein Odesza-Lied aus den Boxen blasen lassen und gemütlich zur oder von der Arbeit cruisen - das ist ein Leben, bei dem das Pendeln kaum ins Gewicht fällt.

Schwierig ist das Navigieren. Von und zur Arbeit ist es mittlerweile recht einfach, aber wenn ich mal irgendwo hin muss, wo ich noch selten war - im gigantischen Los Angeles eigentlich immer der Fall - dann muss ich mich fast blind auf die Stimme meines Google Maps verlassen, und auch das geht häufig schief - man kann einfach häufig nicht innerhalb von einer Viertelmeile von der linksten auf die rechteste Spur wechseln, wenn man dicht gedrängt im Pulk fährt, was zur Rush Hour eigentlich ununterbrochen der Fall ist. Mal um Mal verpasse ich dann eine Abzweigung.

Mein Modell ist ein alter Honda RAV4, der rundherum kleine Mackel hat - hier eine Delle, da ein loses Teil, und gute 140.000 Meilen abgespult. Aber es hat neue Bremsen, eine neue Batterie, und ist für meine anspruchslosen Zwecke, hauptsächlich ein beständiges Auto zu fahren, absolut ausreichend. Ich werde damit, insbesondere dank des nicht sonderlich schnittigen Äußerem, wohl kaum Mädels aufreißen können, aber cruisen - ja cruisen werde ich damit, ein ganzes Jahr lang.

Die Klimaanlage benutze ich trotz der Hitze bewusst nie. Stattdessen fahre ich mit leicht geöffneter Scheibe mit plärrenden Boxen durch die Stadt und lasse die Nahstehenden an meinem Jungsein teilhaben. Es ist ein Lebensgefühl, sein Auto hier in Los Angeles zu fahren, und ich genieße es in vollen Zügen.

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