Mittwoch, 9. Dezember 2015
Brief
Lydia,
Es ist schön, unter Palmen zu leben. Fast jeden Tag schaue ich in den Himmel - der hier in Amerika eindeutig größer ist - und kann mein Glück kaum fassen. Tag und Nacht rattert hier in Hollywood die Traumfabrik - so viele andere Zahnräder habe ich noch nie gesehen. Ich wünschte, ich könnte bleiben. Aber Bleiben ist nicht meine Stärke.

- H.T.

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Office Politics
Ich analyisiere gerne die Rollen, die wir in unserem Alltag einnehmen. Die Direktorin unseres Museums nimmt da einen ganz besonderen Platz ein: Es fasziniert mich, wie sie mit ihrer besonnnen, willkommen heißenden, aber auch bestimmten Art die Wege des Museums lenkt. Ihr Erfolg gibt ihr Recht, ihre Führungsstil ist eine Lehrstunde in Sachen Unternehmensführung, von der sich all ihre Mitarbeiter ein Stück abschneiden können.

Mich würde ungemein interessieren, wie ihr Führungsstil das Museum verändert hat. Sie hat hier vor 2 Jahren angefangen, davor scheint sehr vieles ganz anders gelaufen zu sein - so viel sagen mir die alten Unterlagen auf sehr subtile Weise. Weniger subtil: Nach ihrer Ankunft gab es einen Exodus an Mitarbeitern, seit einem Jahr ist das Team allerdings sehr stabil.

Es gibt nur einen einzigen Mitarbeiter, der schon länger hier ist. Gelegentlich wirkt er wie ein altes Relikt, das mit der neuen Arbeitskultur am Museum nicht Schritt halten kann oder will - weil er eine andere Vision für das Museum zu besitzen scheint. Das hat er mir nie gesagt, aber meine Menschenkenntnis sagt mir das.

Ich versuche es gerne, solche Menschen zum Reden zu bringen - über sich und ihre Rolle. Leider gelang mir das bei ihm gar nicht, weil er mir richtigerweise sagte: Das ist eine sehr politische Frage. Eine Frage also, deren Antwort er nicht aussprechen darf.

Ich muss die Frage also unbeantwortet lassen, um seinen Job nicht zu gefährden. Das ist für mich ungemein schade. Gleichzeitig verstehe ich dadurch deutlich besser, wie Büropolitik gespielt wird: Unter der Hand, denn offen darf man nicht erwähnen, mit welchen Führungsprinzipien man nicht einverstanden ist.

Die Direktorin ist keineswegs eine böse Tyrannin - es ist einfach so, dass es bei unterschiedlichen Ansichten von Führungsstilen keinen Bösewicht geben muss, um für Trübheit zu sorgen. Da kann die Direktorin noch so eine verständnisvolle Lichtgestalt sein: Manchmal lebt man sich einfach auseinander. Darüber sprechen, das darf man aber nicht.

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Heimat von Außen
Ich schaue auf mein Heimatland, und erstmals in meinem Leben kommt es mir vor, ich würde auf eine Gesellschaft zeigen, von der wir später in den Geschichtsbüchern lesen werden: Was haben die bloß gemacht.

Erstmals kommt mir vor, ich schaue das Land von außen an - klar, ich bin im Ausland, aber das war ich schon davor zwei mal. Dieses Mal ist alles anders: Dieses Mal heißt es, schwierige Entscheidungen zu treffen. Und ich war mir so unsicher wie noch nie zuvor, dass wir die richtigen treffen.

Es gilt, nicht naiv zu sein, aber auch nicht hässlich. Der Islam ist ein Problem: nicht aus sich heraus, sondern was er mit uns anstellt. Zu viele Muslime vertrauen blind darauf - der Islam ist keine selbstkritische Religion. Weil sich der Islam, genau wie das Christentum, nicht wirklich ändern wird, müssen es seine Anhänger werden. Über uns selbst müssen wir uns Österreicher, wir Menschen besser nachdenken lernen, um uns aus unserer eigenen Unmündigkeit befreien zu können. Das ist heute noch so aktuell wie vor 200 Jahren.

Und von der anderen Seite her muss es zum Dialog kommen. Zur Zeit sehen wir aber das graue Gegenteil: Die sozialen Medien erlauben es uns, zu erkennen, wie viel Ressentiments es in diesem Land doch noch gibt. Fast rückständig, denke ich mir fast - bis mir wieder einfällt, dass es überall Schreihalse gibt.

Eine der größten Gefahren ist jene, anders denkende Menschen als dumm zu bezeichnen. Es ist so einfach zu behaupten, alle Wähler einer Partei wären bloß dumm - nur man selber ist natürlich klug. Wenn jeder so klug wäre, wie er es denkt, gäbe es keine dummen Leute.

Durch die Herabwürdigung anders positionierter Menschen wirft man jedoch bloß Feuer in die Glut. Anstatt den Dialog zu suchen, blockt man ihn ab, indem man sich selber als de facto Sieger deklariert - Diskussion nicht von Nöten, weil ist ja unter der eigenen Würde, sich mit Dummen zu unterhalten.

Wehret den Anfängen. Europa ist auf einem Scheideweg, die Konflikte brauen sich mehr und mehr zu. Die Gesellschaft wird pluraler, die Ressentiments gegeneinander nicht weniger. Ich mache mir Sorgen, dass mein Land den Bach runtergeht, und ich weiß nicht was tun.

Halt: Ich wüsste schon, was ich tun könnte: Lehrer werden, und die Erziehung sprechen lassen. Aber das kann ich nicht tun: Das ist einfach nicht mein eigener Lebensweg.

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