Montag, 8. April 2019
Libelle um Mitternacht
Die Libelle war jetzt neulich vier Tage nicht da, und mir fiel auf, wie mir die zufälligen (naja mehr oder weniger zufälligen) Begegnungen um Mitternacht in der Küche fehlten.
Ich hatte schon vor, ihr das zu sagen, da schreibt sie mir auf einmal. Dass sie erst spät Nacht zurückkäme in die WG, aber sie hatte das Bedürfnis zu fragen wie es mir geht.

Ich hab mich schon lange nicht mehr so gefreut, dass mich das jemand fragt.

Wir chatteten kurz, obwohl ich chatten nicht mag (I prefer the real thing). Schließlich schrieb ich, sieht man sich mal wieder in der Küche bei schummrigen Licht? Und sie antwortete: morgen vielleicht.

Morgen ist heute. Bald ist Mitternacht. Langsam werde ich nervös. Eine schöne Nervösität.

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Sonntag, 7. April 2019
Rechtfertigung eines ebensolchen
In jedem Arschloch schlägt ein gebrochenes Herz.

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Die Frau mit der Schleife
Seit Monaten bin ich Montag-Freitag in derselben Kantine. Da ist auch meist eine Frau, so um die 45, nicht unbedingt eine Schönheit mit einer kleinen Brille, die mir nicht gefällt.
Und fast jeden Tag trägt diese 45-jährige Frau eine schwarze Schleife im Haar. Wie es sonst nur Mädchen tun. Sie trägt öfters Rock, neulich sogar einen schwarzen Rock mit rot-weißer Pünktchen-Bluse unter dem Kleid. Das hatte etwas von Micky Maus.
Und ich finde das wirklich ausgesprochen hübsch. Seit zwei Monaten. Aber ich hab nie ein Sterbenswörtchen mit ihr geredet, nicht nur weil ich ständig beim Essen von meinen Freunden umringt bin, sondern auch, weil diese Frau ständig von ihren drei Mitarbeiterinnen umringt ist.

Freitag hatte ich meinen letzten Tag.
In der Kantine erspähte ich sie, wieder mal umringt von ihren Freunden, heute leider nicht mit dieser wunderbaren Schleife.
Ich sammelte meinen gesamten Mut, ging auf sie zu, tippte ihr auf die Schulter und sagte ihr: "Heute ist mein letzter Tag hier, und am letzten Tag soll man immer die Wahrheit sagen, und ich wollte Ihnen bloß sagen: Sie haben einen echt tollen Style."

Dann verdrückte ich mich verschämt.
Ich werde sie nie wieder sehen.

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Flaschendrehen
Mit meinen Mitschülern Flaschendrehen gespielt.
Das erste Mal Flaschendrehen meines Lebens.
Ein paar peinliche Details verraten, ein paar peinliche erhalten.
Glückstrunken nach Hause gekommen.
Das sind die Erinnerungen, die ich eines Tages wie Fotos auf meinem Gedankensims stehen habe und dank derer ich sagen werde: Ich habe gelebt.

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Mittwoch, 3. April 2019
Libelle
"Du bist tougher als du aussiehst", sag ich.
"Wie seh ich denn aus?", fragt sie. Hehe, denk ich mir, hab ich dich.
"Wie eine Libelle."
Sie lacht, damit hat sie nicht gerechnet.
"Hast du schon mal eine Libelle von Nahem gesehen?"
"Nein."
"Libellen sind gefährlich."
"Oh. Das wusste ich nicht."
"Musst du dir mal eine von Nahem ansehen."

Uff, denk ich mir. Mädel, du spielst mit mir. Und ich liebe es.

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Sonntag, 24. März 2019
Skill
Ich bin alles, das ich kann. Nicht mehr und nicht weniger.

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Talent
Gerade einen ehemaligen Kollegen getroffen, der was Schönes gesagt hat.

Er fragte mich, wo ich jetzt wohne, und ich nannte ihm die Adresse. "Boah, ist ja echt weit mit der S-Bahn, ne ganze Stunde", meinte er. Ich entschärfte: "Ach was, da kann ich ja während der Fahrt arbeiten, lesen, was schauen und so." Er lächelte beeindruckt: "Du und deine Art, immer was Positives zu finden."

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Donnerstag, 21. März 2019
Sie hat es angesprochen.
Gestern hat mich die Libelle angesprochen.
Dass sie in letzter Zeit Vibes gespürt hat.
Das verunsichert sie.
Bei Mitbewohnern sorgt das nur für Chaos.
Ich soll es belassen.

Ich habe gesagt "OK".
Und dass ich ein "was auch immer passiert, passiert"-Typ bin und daher locker damit umgehen kann.
Gleichzeitig hab ich ihr aber auch gesagt: Vielleicht ist dieses Motto aber auch immer nur eine gute Ausflucht.

Jetzt bin ich echt geknickt.
Da waren Vibes, ich hab es genau gespürt.
Oder hab ich mir wohl eingebildet.
Trotzdem will ich ihr zumindest noch die Wahrheit sagen.
(Vor allem weil ich hoffe, dass sie das umstimmen wird, hehe.)
Ich will ihr sagen: Ich habe diese Vibes auch gespürt.
Und mich hat das auch verunsichert.
Aber im Gegensatz zu ihr glaube ich, dass Verunsicherungen genau das sind, was das Leben spannend macht.
Ich stell mir vor, wie sie zuerst baff ist, eine halbe Stunde später an meine Tür klopft und mich dann wortlos küsst. Also zumindest träum ich davon. Das wäre schön.
Wahrscheinlich aber nicht.
Aber dann hab ich zumindest was Schönes gesagt.
Ich hoff, meine Zunge versagt mir nicht wieder den Dienst.

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Sonntag, 17. März 2019
Filmabend: Konklusion
Der Abend lief genau wie geplant. Na gut, nicht geplant, nur wie gehofft. Wir redeten zu dritt mehr als wir Film schauten, nicht zuletzt aufgrund der technischen Schwierigkeiten und dann der Wahl für einen 30-minütigen Film. Dann verabschiedete sich die Mitbewohnerin, weil sie müde war/sei, und ich redete noch eine gute lange Weile (ne Stunde?) mit der Libelle.

Ich vertraute ihr an, wie privilegiert ich bin. Sie vertraute mir an, dass sie bindungsgestört sei, also immer wieder Menschen verprellt die sie mag - da könne ich auch ihren Ex-Freund fragen.

Das ist wirklich äußerst vielversprechend - das hätte sie mir nicht gesagt, wenn es nicht als Warnung dienen würde, was mich erwartet, wenn ich mich auf sie einlasse.

So interpretiere ich das. Und das so zu interpretieren ist wunderwunderschön.

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Samstag, 16. März 2019
Filmabend
Heute Filmabend mit der Libelle, einer weiteren Mitbewohnerin und mir. Das Leben ist am Schönsten, wenn es am Spannendsten ist.

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