Dienstag, 29. September 2015
Die Wunde
Österreich ist ein Pulverfass. Ein tiefer Riss verläuft durch das Land. Eine Wunde hat sich aufgetan - eine Wunde, die alle paar Jahrzehnte aufbricht.

Was mir so bitter aufstößt ist diese unglaubliche Unmündigkeit. Da gibt es Menschen, die ihre Meinungen von sich geben, als hätte es nie eine Aufklärung gegeben. Erst durch die Verbreitung der sozialen Medien und der Leichtigkeit und Transparenz, mit der nun Meinungen öffentlich gemacht werden können, zeigt sich das wahre Ausmaß der Wunde, die Österreich so schwächt.

Es gilt für die nächsten Tage, Wochen, Jahre - nein, Jahrzehnte, diese Unmündigkeit zu bekämpfen. Wenn ich mir die sozialen Netze so ansehe, habe ich das Gefühl, dass die meisten Menschen nicht wissen, wie sie das tun sollen. Ich fühle mich hingegen qualifiziert dafür: als ausgebildeter Lehrer und sehr logisch denkender Mensch.

Die Veränderung in den Menschen muss von innen kommen - vom Herzen, wenn man kitschig sein will. Sie müssen selber umdenken lernen, sich selber aus ihrer Unmündigkeit befreien lernen - und das können sie nur mit Hilfe.

Stattdessen sehe ich viele Menschen die Unmündigkeit von außen bekämpfen zu sehen. Vielerorts sehe ich, wie sich über FPÖ-Wähler lustig gemacht wird, und es macht mich krank. Wer das tut ist mindestens genauso unmündig. Egal ob links oder rechts oder irgendwo in der Mitte - Unmündigkeit macht vor keiner Seite Halt.

Kein Mensch will verhöhnt werden. Und in der Schulpädagogik lernt man: Für schlechte Leistungen erniedrigt zu werden ist alles andere als Motivationsfördernd. Wer sich über Rechtschreibfehler, unlogische Schlüsse oder Plattitüden bloß lustig macht, löst nicht nur das Problem nicht, sondern vergrößert es bloß nur: Solch oftmals neunmalklugen Kommentare säen nur Hass und lösen gar nichts.

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