Donnerstag, 24. Dezember 2015
Der perfekte Monat, Tag 31
Das grande Finale: Slow Magic.

Zuerst war Lindsay Lowend dran, ein DJ, der aussah wie ein 80er Stoner-Nerd, selbstsicher in seinem Geekdom. Seine Musik war okay, sein Humor an der Grenze zwischen unabsichtlich und selbstironisch - welcher DJ wirft denn den Satz "Anybody else hate that song?" bei einem seiner Remixes ein und hebt dabei die Hand? Der Typ wusste, wie er sein Publikum dazu bringen konnte, sich lächelnd einander anzusehen, die Schultern zu zicken und weiter im Takt zu wippen. What a character.

Danach: Slow Magic. Huh, gar nicht der Hauptakt des Abends? Egal, denn Slow Magic ist der beste Live-Performer, den ich kenne. Nachdem er vor 2 Jahren das beste Konzert gab, das ich je miterleben durfte, war es auch diesmal wie von einer anderen Welt - nur leider mit größerem Publikum, was es schwieriger machte, mit ihm zu tanzen, wenn er mit seiner Trommel in die Publikumsmenge springt und alle hypnotisch Platz machen lässt. War das Wahnsinn! Ausgestattet mit einem Slow Magic T-Shirt von vor 2 Jahren ging ich ab wie eine Rakete. Ich war allein, aber es machte mir nichts aus - ich war bei mir selber genau in meinem Element.



Abschließend: Giraffage. Anders, als ich erwartet hatte: Statt auf die Lieder zu setzen, die ich von ihm auf YouTube gefunden hatte, erwartete mich Musik, die der Jugendkultur entsprungen scheint - infiziert von Smartphone-Vibrationsgeräuschen und permanent untermalt von Emojis aller Art. Die Musik war auch cool und definitiv tanzbar, aber faszinierender fand ich, wie er als Abbild unserer Smartphone-Generation fungiert - und in gewisser Weise auch der typische asiatische Bro ist, der wie all seine Freunde auch sein eigenes DJ-Set am Macbook hat, nur mit der Ausnahme, dass er es als Einziger geschafft hat, damit auch groß raus zu kommen.

Aber es war tanzbar, sehr gut sogar. Bis ich ein Stechen im Magen verspürte - ich hatte zu viel getanzt. Ich hatte nicht zu Abend gegessen, und war mal wieder zu knausrig, mir was zu trinken zu kaufen (außerdem wollte ich meinen guten Platz nicht aufgeben). So konnte ich dann den letzten Akt des Abends nur halb genießen - aber das war okay. Es war trotzdem einfach wunderbar. Ich war sehr glücklich, vor allem, als er und Slow Magic dann noch zwei Duette hinlegten - und gemeinsam mit den Trommeln unsere Trommelfelder an ihre Grenzen brachten.

Ich will ehrlich sein: Ich kann überhaupt nicht gut beim Tanzen flirten, obwohl ich es mir wünsche und auch immer wieder schüchtern probiere. Diese 2 Mädels, die ich schließlich ins Visier nahm, gaben aber nur kurz positive Rückmeldungen ab. Kurz schwebte zwischen Slow Magic und Giraffage in der Luft, dass nachher noch wo eine Aftershow-Party stattfand und die Mädels die besuchen wollten. Nach Giraffage wollte ich das dann nicht selber zur Sprache bringen, und so verabschiedeten wir uns voneinander eigentlich grußlos.

Meine Ausrede war, dass ich diese merkwürdigen Schmerzen in der Seite oder im Magen verspürte - was beim Weg zum Auto mir kurzzeitig echt Sorgen bereitete, aber sich dann nach ein paar gierigen Schlücken Wasser relativierte. Die Ausrede stimmte zum Teil - zum Teil war ich aber mal wieder zu ungeschickt, zu zurückhaltend, zu respektvoll und nicht redselig genug, um trotz meiner scheinbar ziemlich okayen Tanzkünste ein Mädel zu beeindrucken.

Aber das war nur der Subplot des Abends. Der Main Act war Slow Magic, und der war: awesome. Ein würdiger Abschluss für einen perfekten Monat.

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