Samstag, 16. Januar 2016
Lysandes Abschied
herztieger, 11:02h
Heute war Lysandes letzter Tag, aber der letzte gemeinsame Arbeitstag von uns beiden war bereits gestern.
Ich hatte mir lange überlegt, wie ich diesen Abschied von meiner Seite aus gestalten soll - immerhin fand ich sie nach wie vor faszinierend, aber unsere Beziehung war ein einziges desaster. Seit 5 Jahren hatte ich mit jemanden nicht mehr ein so verfrorenes Verhältnis.
Ich wollte ursprünglich ihr mal unterbreiten, auf einen Kaffee zu gehen und über unsere (nonexistente) Zusammenarbeit sprechen. Aber es bot sich selten die Gelegenheit, ne Minute allein mit ihr zu sprechen, und bei den ein, zwei Möglichkeiten kniff ich - weil ich nicht wollte, dass sie nein sagen würde und mir das dann Konsequenzen bei der Arbeit bereiten würde. Ich habe vor, sie nächste Woche am Handy anzurufen und ihr das vorzuschlagen - mal schaun, was passiert.
Ich wollte auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Da bin ich irgendwie zu stolz dafür - auch wenn mir bewusst ist, dass das wohl "das Professionelle" wäre, was man tun könnte. Ich bin einfach tief davon überzeugt, dass man ernten soll, was man sät.
So habe ich in der Verabschiedungs-Postkarte, die es traditionell an unserer Arbeit für weggehende Mitarbeiter ausgestellt wird, einen bemüht unpersönlichen Kommentar hinterlassen, obwohl wir ein halbes Jahr 4 Tage in der Woche mindestens den halben Arbeitstag nebeneinander saßen. Das hat zweierlei Gründe: Einerseits, weil Lysande extrem unpersönliche Kommentare in die Geburtstags- oder Beileids-Postkarten schreibt, und andererseits, weil es unser Verhältnis sehr gut beschreibt: Sie hat sich stets möglichst unpersönlich mir gegenüber verhalten, und das ist die Retourkutsche. Es mag ein wenig kindisch und rachsüchtig sein - aber das ist mir egal. Für mich sind wir damit quitt.
Als ich gestern die Arbeit verließ, sagte ich auch noch persönlich Aufwiedersehen. Dazu sagte ich bloß goodbye, wünschte ihr alles Gute für die Zukunft, und lud sie zu einem Lebewohl-fist bump ein. Ich wusste, dass ihre Höflichkeit ihr verbieten würde, das abzulehnen. Sie verzog ihre Miene (verletzt? angewidert? kopfschüttelnd? enttäuscht?) und gab mir den schwächsten fist bump, den ich je erhalten hatte.
Unsere Mitarbeiterin, die das beobachtete, lachte - ich weiß nicht ganz warum, aber werde sie demnächst fragen. Ich lachte innerlich: Es machte mir Spaß, Lysande durch einen simplen fist bump so weit außerhalb ihrer Komfort-Zone zu locken. Dabei ist Lysande jemand, der sich so überhaupt nicht gerne außerhalb ihrer Komfortzone agiert.
Aber ich bin stolz auf diesen Fist bump: Er steht für all das, was zwischen uns beiden nicht gestimmt hat. Einerseits ist er eine Metapher dafür, wie wenig ich ihr wert war: Jeden anderen Mitarbeiter und jede andere Mitarbeiterin hätte ich umarmt, aber bei Lysande wäre das absolut unangebracht gewesen. Andererseits ist diese einfache Geste ein Symbol dafür, warum wir beide nicht miteinander harmonierten: Wir gehören unterschiedlichen sozialen Klassen an. Für sie ist es schon im normalen Leben unter ihrer Würde, jemanden einen fist bump zu geben - und für ein Lebewohl erst recht.
Der fist bump war die Ernte, die sie säte - und es war wundervoll.
Ich hatte mir lange überlegt, wie ich diesen Abschied von meiner Seite aus gestalten soll - immerhin fand ich sie nach wie vor faszinierend, aber unsere Beziehung war ein einziges desaster. Seit 5 Jahren hatte ich mit jemanden nicht mehr ein so verfrorenes Verhältnis.
Ich wollte ursprünglich ihr mal unterbreiten, auf einen Kaffee zu gehen und über unsere (nonexistente) Zusammenarbeit sprechen. Aber es bot sich selten die Gelegenheit, ne Minute allein mit ihr zu sprechen, und bei den ein, zwei Möglichkeiten kniff ich - weil ich nicht wollte, dass sie nein sagen würde und mir das dann Konsequenzen bei der Arbeit bereiten würde. Ich habe vor, sie nächste Woche am Handy anzurufen und ihr das vorzuschlagen - mal schaun, was passiert.
Ich wollte auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Da bin ich irgendwie zu stolz dafür - auch wenn mir bewusst ist, dass das wohl "das Professionelle" wäre, was man tun könnte. Ich bin einfach tief davon überzeugt, dass man ernten soll, was man sät.
So habe ich in der Verabschiedungs-Postkarte, die es traditionell an unserer Arbeit für weggehende Mitarbeiter ausgestellt wird, einen bemüht unpersönlichen Kommentar hinterlassen, obwohl wir ein halbes Jahr 4 Tage in der Woche mindestens den halben Arbeitstag nebeneinander saßen. Das hat zweierlei Gründe: Einerseits, weil Lysande extrem unpersönliche Kommentare in die Geburtstags- oder Beileids-Postkarten schreibt, und andererseits, weil es unser Verhältnis sehr gut beschreibt: Sie hat sich stets möglichst unpersönlich mir gegenüber verhalten, und das ist die Retourkutsche. Es mag ein wenig kindisch und rachsüchtig sein - aber das ist mir egal. Für mich sind wir damit quitt.
Als ich gestern die Arbeit verließ, sagte ich auch noch persönlich Aufwiedersehen. Dazu sagte ich bloß goodbye, wünschte ihr alles Gute für die Zukunft, und lud sie zu einem Lebewohl-fist bump ein. Ich wusste, dass ihre Höflichkeit ihr verbieten würde, das abzulehnen. Sie verzog ihre Miene (verletzt? angewidert? kopfschüttelnd? enttäuscht?) und gab mir den schwächsten fist bump, den ich je erhalten hatte.
Unsere Mitarbeiterin, die das beobachtete, lachte - ich weiß nicht ganz warum, aber werde sie demnächst fragen. Ich lachte innerlich: Es machte mir Spaß, Lysande durch einen simplen fist bump so weit außerhalb ihrer Komfort-Zone zu locken. Dabei ist Lysande jemand, der sich so überhaupt nicht gerne außerhalb ihrer Komfortzone agiert.
Aber ich bin stolz auf diesen Fist bump: Er steht für all das, was zwischen uns beiden nicht gestimmt hat. Einerseits ist er eine Metapher dafür, wie wenig ich ihr wert war: Jeden anderen Mitarbeiter und jede andere Mitarbeiterin hätte ich umarmt, aber bei Lysande wäre das absolut unangebracht gewesen. Andererseits ist diese einfache Geste ein Symbol dafür, warum wir beide nicht miteinander harmonierten: Wir gehören unterschiedlichen sozialen Klassen an. Für sie ist es schon im normalen Leben unter ihrer Würde, jemanden einen fist bump zu geben - und für ein Lebewohl erst recht.
Der fist bump war die Ernte, die sie säte - und es war wundervoll.
... comment