Montag, 21. November 2016
Der Mensch, den sie lieben könnte
Diese Woche habe ich bemerkt, dass ich es aufgegeben zu haben scheine, ein besserer Mensch werden zu wollen. Zumindest in mancher Hinsicht: Ich will nicht mehr der Mensch werden, den Lydia lieben könnte.

Das klingt wie ein Befreiungsschlag. Aber es heißt nichts Gutes für mich.

Jetzt will ich nur noch besser werden für mich. Es geht mir um Erfolg, Macht, Talent zur Manipulation.

Ich sage gerne von mir, dass ich ein Bösewicht sei. Das ist meine Entstehungsgeschichte: Ich konnte nie das Mädchen bekommen, das ich mir gewünscht hatte. Aus Bitterkeit begann ich, meine Verletzung auf andere abzuwälzen.

Das ist ein schönes Narrativ. Es stimmt großteils. Man kann mich aber auch anders erklären: In meinem jahrelangen Liebeskummer habe ich gelernt, diesen als Geschichte wertzuschätzen, und mich damit als tragischen, gescheiterten Helden. Die meisten Rückschläge meines Lebens fasse ich nun als epische Wendungen auf. Die Herzschmerzen, die ich verursache, sind spannende Experimente einerseits, wunderschöne Geschichten andererseits. Irgendwo da drin ist noch der junge Mann, der sein Glück sucht und an die Liebe glaubt. Aber der kämpft zur Zeit einen Kampf, den er nicht gewinnen kann.

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