Freitag, 12. April 2019
Klartext
Ich kam früh am Abend in die Küche um zu kochen, da saß die Libelle schon am Tisch und sah einen Film. Ich kochte mir was und wusste beklommen nicht, ob ich mit ihr reden soll oder nicht. Als noch zwei Mitbewohner kamen und ich mich mit meinem Teller an den Tisch setzen wollte, verzog sie sich auf ihr Zimmer.

Ich schrieb ihr eine Weile später, dass ich sie nicht belästigen und vertreiben wollte. Dann schrieb sie mir, ob wir miteinander sprechen könnten.

Weil die Küche besetzt war, trafen wir uns draußen am Balkon. War saukalt, aber ich fand eine Decke. Jedenfalls wollte sie Klartext reden, redete diesen aber selber sehr wenig. Sie fragte mich, was ich will, ich sagte wahrheitsgemäß (aber doch auch ausweichend), dass ich es nicht weiß. Sie wusste es auch nicht. Jetzt waren wir kein Stückchen schlauer als zuvor!

Nach einigem Hin und her sagte ich: "Stress ist das, was ich am zweitwenigsten will." Natürlich musste sie fragen, was ich am wenigsten will. "Langeweile." Das tut mir im Nachhinein ein wenig Leid, dass ich das so ausgedrückt habe, das wirkt unangenehm fordernd. Aber der Grundtenor stimmt - lieber spannendes Risiko als vertraute Sicherheit.

sagte ich ihr, dass ich sie süß finde. Sie lächelte und sagte, dass sie nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. "Ich mag dich auch", antwortete sie. Aber solange wir zusammen in der WG wohnen will sie nichts versuchen. Aber mal sehen was passiert, sagte sie.
Und damit steht jetzt wieder alles wieder dort, wo es zuvor war. Nur, dass ich jetzt weiß, dass sie mich mag. Für mich, der Spannung und zwischen den Zeilen mag, ist das genau die Form von Klartext, die ich genieße.

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