Melancholie unter Palmen

Um Viertel vor Mitternacht ruft mich meine Mitbewohnerin sturzbetrunken an. Sie sagt, sie ist am Hackischen Markt, ich frag sie ob sie nach Hause findet oder ich kommen soll, sie sagt sie ruft zurück. Ich bin besorgt, mache mich schon mal sicherheitshalber fertig sie abzuholen, gehe Richtung U-Bahn.

Sie ruft nicht zurück. Also rufe ich sie an. Sie hebt ab, wieder schwer verständlich. Sie gibt das Telefon an einen Mann. Ich frage, ob ich kommen soll, er sagt ja. Ich verspreche in 20, 25 Minuten dort zu sein, er sagt 30 Minuten sind auch okay.

Eine S-Bahn ist ausgefallen. Ich komme erst nach 40 Minuten an. Der Hackische Markt ist groß, ich gehe sie suchen. Und ich schreibe ihr öfters und versuche sie telefonisch zu erreichen, immer wieder erfolglos.

Ich suche eineinhalb Stunden. Sie ist nirgends. Meine Beine werden schwerer, mein Akku leerer, und ich beschließe: Hoffentlich ist sie nach Hause gefahren als ihr Akku leer wurde. Ich fahre nach Hause.

Ich komme zu Hause an. Sie ist nicht da. Ich mache mir Sorgen.

Der Mann hat den Krankenwagen gerufen und sie hat die Nacht im Charité verbracht.