Donnerstag, 22. August 2019
Die Uferpromenade
Ach man, heute war meine letzte Ballett-Stunde.
Ich hab mir so gewünscht, den Phönix wieder zu sehen.

Ich hätte ihr zur Begrüßung durch den Spiegel zugenickt und sie hätte zurückgenickt und wir hätten uns kurz angegrinst, bevor wir uns eineinhalb Stunden jeweils vollkommen dem Ballett widmen würden.
Nach dem Training hätte ich beim Ausgang auf sie gewartet.
Wir wären Richtung S-Bahn gegangen.
Bei der Brücke hätte ich vorgeschlagen, am anderen Weg des Ufers heute zu gehen. Das ist zwar ein Umweg, aber ein so viel schönerer Weg. Im Zwielicht neben dem Phönix an der stillen Promenade schlendern, zwei Jungs zusehen wie sie sich einen Joint drehen, ein Pärchen sehen das im Gras liegt und dem Wasser beim Fließen zusieht, zwei Angler begegnen die da mitten in Berlin ihrem Hobby fröhnen, den Mond sehen wie er orange von der Decke leuchtet. Ach wäre das schön gewesen.
Ich hätte sie gerügt, dass sie die Woche davor die Trainingsstunde erneut verpasst hatte, und sie gefragt, ob sie es wieder vergessen hatte.
Danach hätte ich ihr angeboten, wenn sie mir ihre Nummer gibt, würde ich mich bereiterklären, sie zu erinnern.
Wir hätten uns angesehen und wären uns über den Subtext bewusst gewesen.
Und dann hätte sie mir ihre Nummer gegeben.
Und wir wären diese wunderwunderschöne Promenade entlang gegangen.

Ach wäre das schön gewesen.
Leider war sie nicht da.
Ich vermute, ich werde sie nie wieder sehen.
Story of my life.

... comment