Freitag, 6. September 2019
Streak gebrochen
Ich habe vorhin geduscht, meine Haare sind noch ein wenig nass, es ist ein bisschen kälter draußen, ich laufe barfuß und mit T-Shirt in unserem Haus herum, und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Interesse daran, meine Haare zu föhnen. Mist, und dabei war ich so stolz darauf, sagen zu können, nicht zu verstehen, warum sich Menschen die Haare föhnen.

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Es gibt sogar Leute, die haben so eine Art Fetischismus, und zwar beruhigen die sich selbst, wahlweise auch einander, mit dem Geräusch eines Föhns, das, wenn kein Gerät zur Hand ist, notgedrungen auch von einer Audioaufnahme stammen darf, verfügbar bei Youtube. Anscheinend stimuliert das Föhngeräusch die Synapsen in einer Weise, die den Anwender an warme Luft (die nicht nach Pups riecht) erinnert, und dann wird es auch warm im Herzen und schon kann man schlafen.
Ich war einmal mit einer Person verabredet, zwei oder drei Mal, die wirklich nur schlafen konnte, wenn sie vorher ordentlich durchgeföhnt wurde. Das empfand ich als richtiggehend übergriffig, dass ich da föhnen sollte, bis es neben mir schnarchte, und kam mir auch recht blöd vor, als ich es trotzdem tat.

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Ooh vielen Dank für diese wunderbare Anekdote! Sachen gibt's!
Bei mir hat die ganze Sache mit meinem gelebten Minimalismus zu tun. Ich besitze pro Jahreszeit ein Paar Schuhe, ich föhne und bürste mich nie und will nie in meinem Leben ein Bügeleisen benützen, weil ich finde, dass es diese Dinge nicht braucht.

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Dem schließe ich mich an, bzw. schlösse ich mich gerne vollumfänglich an, wäre da nicht ein sogenannter Senkfuß, der noch jedes Schuhbett nach wenigen Monaten vorne mittig in einen Krater verwandelt hat, sodass man irgendwann mit Argusaugen nach zerbrochenem Glas auf seinen Wegen Ausschau halten muss, dem der liebe Senkfuß sohlenschutzlos ausgeliefert wäre. Ein Orthopäde würde Einlagen nahelegen und vor Rückenschäden im Alter warnen, aber da kauf ich lieber schnell ein neues Paar als Monate auf einen Termin zu warten, den ich beim Slalomlauf um zerbrochene Glasflaschen ja doch wieder vergessen würde.

Was den Föhn angeht, gefallen mir ungeföhnte Leute am besten. Überhaupt gefällt mir, Menschen zu begegnen, die aussehen, als ob sie sich nicht vorbereitet hätten auf Einkäufe, Erledigungen oder zufällige Begegnungen. Darum lob ich mir den föhnlosen Minimalismus.

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