Mittwoch, 19. August 2015
Lydia
Immer, wenn ich Zeit zum Nachdenken habe, denke ich unentwegt an Lydia - die Frau, die ich liebe. Seit 11 Jahren. Und dabei habe ich sie nie geküsst.

Als ich heute im Auto eine halbe Stunde wartete, musste ich beim Gedanken an sie weinen. Warum bin ich so, wie ich bin? Ich glaube, ich bin es wegen ihr.

Ich tagträume davon, wie ich meinen Freunden sie als meine Freundin vorstellen würde, stolz, dass sich mein langes Warten ausgezahlt habe (dass warten in der realen Welt nicht belohnt wird ist mir absolut bewusst). Dass ich mich nicht von ihr lösen kann, ist langsam aber sicher mein Untergang.

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Dienstag, 18. August 2015
Bei der Direktorin
Spontan wurde ich heute bei der Direktorin zum Abendessen eingeladen.
Jewish upper class in L.A. - wow! Ein toller Luxus, ein wunderschönes Haus, eine eigene house maid, die den Haushalt schmeißt und kocht.

War solange baff, bis mir einfiel, dass ich aus nicht minder priviligiertem Hause stamme: wir hatten zwar nie eine house maid, aber ein gigantisches Haus, in dem meine Mutter tagtäglich für uns und mich gekocht hat.

Es ging mir schon immer gut. Nur jetzt bin ich auch noch glücklich.

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Freitag, 14. August 2015
Das erste Auto
Wer in LA lebt, muss ein Auto haben. Und so habe nun auch ich, ewiger Verfechter der öffentlichen Verkehrsmittel, mir erstmals ein Auto kaufen müssen. Das war zuerst mal eine Herausforderung: Kaufvertrag und Versicherung abschließen in einem fremden Land, noch dazu das Fahren in einer Großstadt lernen...

Nach zwei Wochen habe ich mich aber schon an den american way of life angepasst - ohne Auto kann ich mir das Leben in LA nicht (mehr?) vorstellen. Ich habe gelernt, es nicht als notwendiges Übel zu sehen, sondern als befreiendes Bewegungsmittel. Es kostet mich zwar rund 150 Dollar im Monat (Versicherung und Sprit), aber das ist es mir wert - mein Auto macht mich glücklich.

Langsam lerne ich auch, die kalifornischen Straßen zu navigieren. Die Straßen sind breit, die Schilder viel und doch nicht sehr hilfreich, die Abbiegemöglichkeiten nur sehr kurz, die Verkehrsteilnehmer teilweise aggressiv, deren Autos deutlich antriebsstärker als meines - aber alles eine Sache der Gewohnheit. Einfach ein Odesza-Lied aus den Boxen blasen lassen und gemütlich zur oder von der Arbeit cruisen - das ist ein Leben, bei dem das Pendeln kaum ins Gewicht fällt.

Schwierig ist das Navigieren. Von und zur Arbeit ist es mittlerweile recht einfach, aber wenn ich mal irgendwo hin muss, wo ich noch selten war - im gigantischen Los Angeles eigentlich immer der Fall - dann muss ich mich fast blind auf die Stimme meines Google Maps verlassen, und auch das geht häufig schief - man kann einfach häufig nicht innerhalb von einer Viertelmeile von der linksten auf die rechteste Spur wechseln, wenn man dicht gedrängt im Pulk fährt, was zur Rush Hour eigentlich ununterbrochen der Fall ist. Mal um Mal verpasse ich dann eine Abzweigung.

Mein Modell ist ein alter Honda RAV4, der rundherum kleine Mackel hat - hier eine Delle, da ein loses Teil, und gute 140.000 Meilen abgespult. Aber es hat neue Bremsen, eine neue Batterie, und ist für meine anspruchslosen Zwecke, hauptsächlich ein beständiges Auto zu fahren, absolut ausreichend. Ich werde damit, insbesondere dank des nicht sonderlich schnittigen Äußerem, wohl kaum Mädels aufreißen können, aber cruisen - ja cruisen werde ich damit, ein ganzes Jahr lang.

Die Klimaanlage benutze ich trotz der Hitze bewusst nie. Stattdessen fahre ich mit leicht geöffneter Scheibe mit plärrenden Boxen durch die Stadt und lasse die Nahstehenden an meinem Jungsein teilhaben. Es ist ein Lebensgefühl, sein Auto hier in Los Angeles zu fahren, und ich genieße es in vollen Zügen.

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Donnerstag, 13. August 2015
I Play You Listen
Am Abend am Pool sitzen, die Füße ins Wasser baumeln lassen, über die beleuchtete Palme vor dem Haus schmunzeln und Odesza hören. Angekommen sein.

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Mittwoch, 12. August 2015
Ankunft
Es ist merkwürdig – ich war nie nervös oder aufgeregt. So ruhig und gelassen habe ich noch nie ein solch großes Unterfangen ins große unbekannte Land genommen. Aber auf Los Angeles war ich absolut vorbereitet, nicht nur organisatorisch, sondern vor allem mental. Und so fühlte ich mich zwar leicht paranoid wie immer, was den etwaigen Verlust meines Passes oder die Gültigkeit meiner Flugtickets anbelangte, aber ansonsten einfach unwahrscheinlich cool.

Vielleicht ist es auch eine Gefühlskälte, die mich da gepackt hatte – auch die Vorfreude war nicht sonderlich groß. Sie war nicht getrübt, sondern einfach kaum vorhanden – und das, obwohl ich so so viel geschuftet habe, so lange gespart, und auch einiges aufgegeben, um mir den Traum von Los Angeles zu ermöglichen.

Statt Freude, Wehmut oder Nervosität zu verspüren, blickte ich also kühl meiner Zukunft entgegen. Es fühlte sich definitiv wie Schicksal an – nicht in jenem herkömmlichen Sinne, dass es immer schon unausweichlich war, sondern laut meinem Verständnis: Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde meine Reise unausweichlich, und von da an gab es kein Zurück mehr. So wurde die Zukunft zu einer unausweichlichen Kraft, und anstatt mich dagegen zu stemmen, ließ ich mich mittreiben. Ich bin bekannt dafür, meine Loyalitäten so zu stecken, wie der Wind halt weht, und so bin ich auch hier sehr gewillt, mit dem Strom zu schwimmen.

Und auch als ich angekommen war, von meinem Kollegen am Flughafen abgeholt wurde und wir gemeinsam mit Sonnenbrillen bewaffnet der kalifornischen Abenddämmerung im Stau entgegenkrebsten, blieb ich viel zu gelassen. Es war der Moment eines Triumpfs, wie ich ihn noch selten in meinem Leben erleben durfte: der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, mehr noch, eines gänzlich neuen Lebens – neues Land, neuer Job, neue Freunde, neues Glück.

Die Lautsprecher des Autos waren mehr als brauchbar, als mein Kollege „Creep in a T-shirt“ von Portugal the Man auflegte, und ich endlich mein Glück zu realisieren begann. Irgendwie war es mir vorher schon klar, aber in diesem Moment wurde es mir erst wirklich bewusst, was es bedeuten würde: alles wird gut werden. Dieses Jahr wird wunderschön (weil ich es mir machen werde), ich werde viel dazu lernen, und wenn ich zurückkehre, dann als so viel besserer Mensch, dass ich auch daheim glücklich werden kann.

Alles, was ich jetzt noch tun muss, ist, mir die schönste, lehrreichste und vor allem ereignisreichste Zeit meines Lebens zu machen. Einerseits kein Kinderspiel, aber andererseits… andererseits ist es mein Schicksal.

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Freitag, 7. August 2015
Los Angeles
Stadt der Engel.

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