Sonntag, 5. April 2020
Loser sind einsam
Es macht mir zu schaffen, dass ich nie gelernt habe, wie man eine Frau rumkriegt. In unserer Gesellschaft wird es als normal angesehen, dass man ab und zu auch mal unkompliziert Sex haben kann, oder auch nur mal sich in ner Bar kennen lernt und sich dann nach wenigen Stunden küsst. Ich will das können, ich will in dieser Rolle sein. Aber irgendwie bin ich dafür einfach nicht gut genug. Ich glaube es ist ein Sammelsurium von Gründen - ich bin schüchtern und will keiner Frau auf den Schlips treten, ich geb mir bei meinem Aussehen nicht genug Mühe, ich geh zu selten aus, ich bin geeky und hab viele Solo-Hobbies, ich bin egoistisch, und ich halte es für ein sexistisches Relikt der Vergangenheit, dass sich der Mann um die Frau bemühen muss, und setzte stattdessen darauf, dass es einfach stimmen muss und jeder dafür nicht so viel beitragen muss.

Und jetzt die Gewissheit, dass ich all das aufgrund des Viruses auch in den nächsten Monaten oder vielleicht Jahren nicht ändern kann, das macht mich gerade richtig fertig. Bislang konnte ich das verdrängen und mich durch meine Arbeit definieren - aber weil ich bei der auch gerade ein Loser bin, habe ich aktuell das Gefühl, einfach nichts wert zu sein.

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Samstag, 4. April 2020
Angesicht
Auriel hat mich überredet, online ihrer Rollenspielgruppe beizutreten. Zuerst dachte ich mir, na gut, aber als ich mit ihr meinen Charakter erstellen wollte, hatte sie ihre Webcam an, und sie nach so langer Zeit - zumindest virtuell - zu sehen hat was mit mir gemacht. Mein Herz klopfte plötzlich schneller. Sah sie immer schon so toll aus und mir fällt das erst jetzt so auf? Oder hat sie sich optisch stark verändert, durch den Verlust von Pfunden und dem Weggeben ihrer Brille? Aber nein, auch ihre Stimme kommt mir auf einmal besonders vor... hat die eine süße Stimme! Und erstmals kann ich mir was Längerfristiges zwischen uns vorstellen. Zu dumm, dass die Pandemie uns dazwischenfunkt.

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Dienstag, 31. März 2020
In Tagen wie diesen
Im Zuge der Virus-Pandemie hat sich meine Einstellung gegenüber meiner Performance bei der Arbeit grundlegend geändert.

Davor hab ich alle zwei Tage geweint, weil ich so verdammt schlecht performte.

Als mir nach und nach die Tragweite der Pandemie klar wurde, verlor mein geknicktes Selbstvertrauen und mein zerstörtes Ego mehr und mehr an Bedeutung. Zuerst war ich noch froh, dass ich den Ausbruch des Virus als Vorwand nutzen könnte, damit mich meine Eltern nicht hier in Berlin besuchen müssen. Aber im Zuge der Sorge um das Wohlergehen meiner Eltern und der aufkommenden Ungewissheit, ob ich meine Eltern je wiedersehen werde, und auch in Anbetrachten dessen, wie episch das derzeitige Geschehen ist, hat meine Karriere - das, was mir am allerwichtigsten im Leben war - deutlich an Bedeutung verloren.

Zuerst war ich knapp davor, meine Chefin zu bitten, mich zu kündigen, damit ich zurück zu meiner Familie kann. Das hätte ich auch getan, wenn man nicht einen Tag vor meiner geplanten Ausreise den Bahnverkehr nach Hause gestoppt und meine Heimat unter Quarantäne gestellt hätte. Damit war ich mir nicht mehr sicher, ob ich so überhaupt noch nach Hause käme oder ob ich auf dem Versuch, das zu tun, mir nicht den Virus einfange.

Ich bin geblieben. Wenige Tage später, als mir langsam dämmerte, wie lange dieser Virus unser Leben beeinträchtigen wurde, hat sich meine Einstellung wieder verändert. Mir wurde bewusst, dass meine vor einem Monat noch so florierende Branche plötzlich vor dem Nichts steht. Sobald ich meinen derzeitigen Job verliere, ist meine Karriere vorerst vorbei: Drehen ist so gut wie unmöglich, die Produktionsfirmen gehen pleite, und selbst wenn dann wieder langsam mit dem Drehen angefangen werden kann, werden die Veteranen und die richtig guten Autoren ihre Jobs finden. Aber für mich, einen Nachwuchsautoren von mittelprächtigem Talent? Es wird einfach nicht genügend Jobs geben. Die Blase ist geplatzt. Und ich werde außen vor bleiben.

Gerade bin ich noch in einer priviligierten Position. Mal wieder. Ich hatte mal wieder Glück: Ich habe noch Arbeit. Mein Vertrag geht noch 2 Monate. Es wird die letzte Autorenarbeit sein, die ich für lange Zeit haben werde, weil die Nachfrage gegen null geht.

Meine einzige Chance ist es, an diesem Job festzuhalten. Und obwohl es jetzt also um noch mehr geht als jemals zuvor, komm ich viel besser mit dem Druck klar. Weil es wichtigeres gibt als meine fucking Karriere. Das Leben meiner Eltern und die Gesundheit unserer Gesellschaft steht auf dem Spiel.

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Montag, 30. März 2020
70 gute Jahre
Ich bin nur froh, dass meine Oma das nicht mehr erleben muss.
Was mich schwer trifft, ist, dass sich mein Vater kaum mehr außer Haus traut.
Ich bin froh, dass meine Eltern 70 Jahre ein glückliches Leben führen konnten.

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Montag, 23. März 2020
Send
Dieses Gefühl, wenn man kurz davor ist, eine E-Mail zu verschicken, die viel über die eigenen Gefühle verrät, und dann auf "Senden" drückt. Und dann spürt man dieses Ziehen in der Magengegend, und man spürt die Unaufhaltbarkeit des Laufs der Dinge, die man gerade angestoßen hat.

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Sonntag, 15. März 2020
Skipping Town
Wollte eigentlich morgen die Stadt verlassen und zu meinen Eltern ziehen, weil ich mir sonst nicht sicher bin, dass ich sie je wieder sehe.
Aber jetzt ist mein Zuhause in Quarantäne.
Ich stecke die nächsten Monate hier fest.

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Freitag, 13. März 2020
Krieg
Frage mich, ob sich Menschen kurz vor Kriegsbeginn auch so fühlen.

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Dienstag, 10. März 2020
Kuss
Gestern hat mich eine 55jährige lesbische Frau zum Abschied auf den Mund geküsst und ich fand das unheimlich schön.

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Dienstag, 3. März 2020
#Sexist
Ich ertappe mich in letzter Zeit immer häufiger dabei, wie ich bei Social Media-Profilen mir unbekannter Frauen, auf die ich durch einen interessanten Beitrag von ihnen gestoßen bin, die Profil-Fotos durchschaue um zu sehen, wie hübsch sie sind.

Argh! Warum bin ich so?
Zu 100% tu ich das bei Männern weniger oft.
Wenigstens ertappe ich mich in letzter Zeit häufiger dabei. Früher hab ich das bestimmt weniger selbstreflektiert getan. Nicht, dass das jetzt viel ändert...

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Freitag, 28. Februar 2020
Traurigkeit unter Palmen
Ich bin traurig und es ist schwierig, das den ganzen Tag zu verbergen. Der Rat zu lächeln ist, wie sich herausstellt, im Grunde ein sehr guter - ich versuche jeden Arbeitstag mit einem Lächeln zu beginnen. Aber es ist so schwierig, das den ganzen Tag aufrecht zu erhalten. Vor allem, wenn ich sehe, wie wenig mich die anderen schätzen - und wie wenig ich mich selber schätze.

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