Melancholie unter Palmen

Wenn man sich abends den Fuß anhaut, es tut kaum weh, man geht schlafen - und am nächsten Tag humpelt man durch die Gegend.
Hätte man bloß ein nasses Tuch aufgelegt. Jetzt ist da eine Wunde.

Die neue Wohnung hat keine Klimaanlage.
Ich schwitze jetzt schon.

Österreich ist ein Pulverfass. Ein tiefer Riss verläuft durch das Land. Eine Wunde hat sich aufgetan - eine Wunde, die alle paar Jahrzehnte aufbricht.

Was mir so bitter aufstößt ist diese unglaubliche Unmündigkeit. Da gibt es Menschen, die ihre Meinungen von sich geben, als hätte es nie eine Aufklärung gegeben. Erst durch die Verbreitung der sozialen Medien und der Leichtigkeit und Transparenz, mit der nun Meinungen öffentlich gemacht werden können, zeigt sich das wahre Ausmaß der Wunde, die Österreich so schwächt.

Es gilt für die nächsten Tage, Wochen, Jahre - nein, Jahrzehnte, diese Unmündigkeit zu bekämpfen. Wenn ich mir die sozialen Netze so ansehe, habe ich das Gefühl, dass die meisten Menschen nicht wissen, wie sie das tun sollen. Ich fühle mich hingegen qualifiziert dafür: als ausgebildeter Lehrer und sehr logisch denkender Mensch.

Die Veränderung in den Menschen muss von innen kommen - vom Herzen, wenn man kitschig sein will. Sie müssen selber umdenken lernen, sich selber aus ihrer Unmündigkeit befreien lernen - und das können sie nur mit Hilfe.

Stattdessen sehe ich viele Menschen die Unmündigkeit von außen bekämpfen zu sehen. Vielerorts sehe ich, wie sich über FPÖ-Wähler lustig gemacht wird, und es macht mich krank. Wer das tut ist mindestens genauso unmündig. Egal ob links oder rechts oder irgendwo in der Mitte - Unmündigkeit macht vor keiner Seite Halt.

Kein Mensch will verhöhnt werden. Und in der Schulpädagogik lernt man: Für schlechte Leistungen erniedrigt zu werden ist alles andere als Motivationsfördernd. Wer sich über Rechtschreibfehler, unlogische Schlüsse oder Plattitüden bloß lustig macht, löst nicht nur das Problem nicht, sondern vergrößert es bloß nur: Solch oftmals neunmalklugen Kommentare säen nur Hass und lösen gar nichts.

Gestern habe ich 12 Stunden lang ununterbrochen am Computer Karten gespielt - von 6pm bis 6am. Es hat sehr viel Spaß gemacht, doch danach habe ich mich gefühlt, als würde ich mich am liebsten umbringen wollen. Ich darf doch nicht einfach so meine Zeit verschwenden, während ich eigentlich Dinge zu erledigen hätte!

Direkt im Anschluss habe ich das Spiel wieder deinstalliert.

If all else fails, just follow the music.

Im Nachbarhaus schreien und lärmen die Kinder jeden Tag mindestens bis 11, heute sogar bis halb 2 in die Nacht. Ihren Stimmen nach zu urteilen sind sie vielleicht 5 Jahre alt.

Ich bin zu meiner Schulzeit so häufig länger aufgeblieben, als ich eigentlich hätte dürfen - und das finde ich auch im Nachhinein noch okay.

Aber ich bin nie regelmäßig lang aufgeblieben und habe Lärm gemacht, schon gar nicht bevor ich 12 oder so war. Bei diesen Kindern bekomme ich einfach das Gefühl, dass die Eltern in dieser Hinsicht nicht vorzeitig einen Riegel vorgeschoben haben - und das nie mehr nachholen werden können.

Ich bin gut erzogen und bin glücklich darüber.
Gleichzeitig möchte ich nie ein Kind erziehen müssen.

Während meine Roomies alle gemeinsam auf ne Party gehen, muss ich daheim bleiben - nur Bros erlaubt. Das ist also der Nachteil des Wunsches, Frat-Guys als Mitbewohner zu haben.

Also, story of my life.

Was tu ich bloß? Anstatt mir die drittbeste Zeit meines Lebens zu machen, schaue ich Unfälle von GP3-Rennen, lese alte Artikel im Internet und verplempere meine Zeit.
Irgendwie hatte ich vor, heute in die Bibliothek zu gehen, aber tat es dann nicht. So dumm. Es macht mich kurzweilig glücklich, faul sein zu können, nur um es am Ende des Tages bitter zu bereuen.

Ich muss mich ändern. Ich muss ein besserer Mensch werden.

My life changed forever when I found out a way to play YouTube videos in a loop.
Thank you, infinitelooper.com.

Beim Skypen mit meinen Eltern fiel mir eine kleine neue Falte im Gesicht meiner Mutter auf. Noch während dem Gespräch brachte sie mich zum Heulen. Meine Eltern werden älter, und es gibt nichts, das ich tun kann, um das Unaufhaltsame abzuwenden.

Ich liebe meine Eltern.